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Karate

Karata Do
Der Weg der leeren Hand
"Das letzte Ziel des Karate- Do liegt nicht nur im Streben um den Sieg, sondern auch in der Vervollkommnung der Persönlichkeit der Karateka durch die körperliche Anstrengung."
(Hideo Ochi, 9. DAN, Chiefinstructor des DJKB)

Was ist Karate- Do?
Karate ist ein Verteidigungssystem, bestehend aus Selbstverteidigung, Kampfsport, Körper- und Geistschulung. Die Kampfkunst wurde ursprünglich in China im Shaolin- Kloster entwickelt und kam durch wandernde Mönche über Okinawa schließlich nach Japan.
Das Wort Karate setzt sich zusammen aus den japanischen Ausdrücken kara , was leer bedeutet, und te , was Hand bedeutet. Dies ist symbolisch für die Trainingsteilnehmer, Karateka genannt, die nur mit ihren Händen, Armen, Beinen und Füßen kämpfen, also unbewaffnet sind.
Do steht für den Weg, bedeutet übertragen den Lebensweg, den der Karateka für sich gewählt hat.
Karate- Do ist also der Weg der leeren Hand.

Inhalte und Ziele im Karate
Nicht Sieg oder Niederlage zählen: allein die Vervollkommnung des eigenen Charakters bildet das Ziel des Karate.
(Wahlspruch der JKA, Japan Karate Association)
Karate ist eine Ganzkörpersportart. Wie in kaum einer anderen Sportart werden alle Gliedmaßen gleichmäßig trainiert. Im Unterricht werden Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und Koordination geübt. Die Trainingsformen hierzu sind im Kihon (Grundschule), in der Kata (Formenlauf) und im Kumite (Partnerübung) festgelegt. Das Ziel einer Karatetechnik liegt darin, Körper und Geist in Einklang zu bringen und mit maximaler Anspannung, dem Kime , ein Ziel zu treffen. Die maximale Bündelung dieser Energie, des Ki wird durch einen Kampfschrei, dem Kiai , unterstützt.

Kihon- Grundschule
In der Grundschule erlernen die Karateka die wesentlichen Bewegungsabläufe für eine effiziente Verteidigung. Arme, Hände, Fäuste, Ellenbogen, Beine und Füße werden durch jahrelanges Training abgehärtet und zu natürlichen Waffen ausgebildet. Werden anfangs nur einzelne Techniken in einer Richtung zur Verteidigung oder zum Angriff unterrichtet, steigert sich das Lernpensum immer mehr bis hin zu Mehrfachkombinationen mit Armen und Beinen und in wechselnde Richtungen.
Ausgebildete Karateka können sich beliebig in jede Richtung bewegen und effektiv verteidigen, anfangs gegen einen, später gegen mehrere Gegner.

Kata- Formenlauf
Kata ist eine von den alten Meistern festgelegte Bewegungsabfolge und bedeutet übersetzt Form . Anfänger müssen erst die Form gemeistert haben, ehe sie sich langsam von der Form lösen und die eigene Entwicklung suchen, um dann schließlich einen übergeordneten Standpunkt zu finden. Diese Entwicklungskette heißt Shu- Ha- Ri .
In der Kata werden die Grundschultechniken benötigt, aneinandergereiht und in einem gewissen Rhythmus ausgeführt. Selbstverteidigungsprinzipien sind in der Kata in verschlüsselter Form hinterlegt, sowie die Angriffspunkte (Vitalpunkte) aufgezeigt, um einen möglichen Gegner zu parieren, kampfunfähig zu machen oder sogar töten zu können.
Bei richtiger Ausführung werden durch die Bewegungen der Kata die Vitalpunkte im eigenen Körper positiv stimuliert und Energieblockaden aufgelöst. Eine Kata kann wie eine eigene Massage angesehen werden und dient der Gesunderhaltung des Körpers. Wem es gelingt, sich dem Rhythmus der Kata ganz hinzugeben, empfindet die Kata wie eine Meditation in der Bewegung.
Im Shotokan- Karate kennen wir 26 Kata. In den Kata sind die Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft enthalten und werden in den Bewegungen sichtbar. Schnell und langsam, hart und weich, alles in Verbindung mit der richtigen Atmung. Aus dem Shaolin Kung- Fu wurden verschiedene Elemente aus Tier- Stilen übernommen. Es gibt z.B. den Stil des Kranichs, den Stil der Schlange, den Stil der Gottesanbeterin, den Stil des Affen usw. Shotokan- Karate ist der Stil des Tigers mit Ergänzungen aus dem Stil des Kranichs. Shotokan- Karate gilt als sehr kräftig und wirkungsvoll.
Für das Erlernen einer einzigen Kata wird ungefähr ein Jahr benötigt. Der Schüler soll die äußeren Techniken meistern, das Verteidigungsprinzip erkennen und das zugrundeliegende innere Prinzip verstehen. Unsere Kata tragen folgende japanische Namen mit entsprechender Bedeutung:

Taikyoku Bis zum Ende gehen
Heian Friede und Ruhe
Tekki Der eiserne Reiter
Bassai- Dai Die Mauer zerstören- groß
Bassai- Sho Die Mauer zerstören- klein
Kanku- Dai Die Himmelsschau- groß
Kanku- Sho Die Himmelsschau- klein
Hangetsu Halbmond
Goyushiho- Dai 54 Schritte- groß
Goyushiho- Sho 54 Schritte klein
Empi Flug der Schwalbe
Jion Liebe und Güte
Ji´in Liebe und Schatten
Jitte 10 Hände
Meikyo Heller Spiegel
Niyushiho 24 Schritte
Wankan König und Krone
Gankaku Kranich auf dem Felsen
Sochin Stärke und Ruhe
Chinte Seltene Hand
Unsu Hand in den Wolken

Bei 26 Kata kann man ermessen, dass Karate- Do nicht von ungefähr als eine lebensbegleitende Kampfkunst angesehen und verstanden wird. Es wird viel Zeit benötigt, die Geheimnisse Schritt für Schritt zu ergründen.

Kumite- Partnerübungen
Partnerübungen schulen das Gefühl für Distanzen, die richtigen Zeitpunkte für Angriff und Verteidigung sowie die Gewohnheit, mit unterschiedlichen Situationen zurecht zu kommen.
Auch in dieser Übungsform wird anfangs einfach begonnen und immer nur ein angesagter Angriff mit einer angesagten Blocktechnik geübt, um das Gefühl für Distanz, Kraft und Zielpunkt zu trainieren. Hinzu kommen später das Verlassen der Angriffslinie, das Ausweichen zur Seite, anschließend freie Angriffe mit freien Blocktechniken und schließlich ein völlig freier Kampf. Da in jeder Übungsform mit maximaler Kraft angegriffen wird, ist eine absolute Kontrolle der Angriffs- und Blocktechnik unerlässlich, um Verletzungen des Partners zu vermeiden. Angriffe müssen kurz vor dem Ziel, den Vitalpunkten, schockartig abgestoppt werden, dies heißt Sun- dome und meint einen Abstand von ca. 1 bis 3 cm.
Das Kumite ist teilweise dennoch ziemlich hart, da die Angriffe zwar gestoppt werden, die Blocktechniken aber den Arm oder das Bein berühren. Mit der Zeit härtet der Körper jedoch ab. Die Muskulatur wird so ausgebildet, dass sie sich bei Anspannung wie ein schützendes Korsett fest um den Körper schmiegt.

Die Vervollkommnung des eigenen Charakters
Was am Karate- Do so fasziniert, ist der Umstand, dass neben der körperlichen Entwicklung ebenso sehr die geistige Entwicklung vorangetrieben werden muss In alter Zeit waren die Kampfkünste ein Mittel, um in gefahrvoller Umgebung überleben zu können. In der modernen friedvollen Welt werden keine aggressiven Mittel benötigt. Karateka ist es streng untersagt, einen ersten Angriff auszuführen. Karate darf nur zur Selbstverteidigung aus einer Position der Defensive heraus angewendet werden.
Damit die Ethik des alten Samurai- Gedankens überliefert wird, wurden unterschiedliche Regeln niedergeschrieben. Neben dem Kriegshandwerk und diesen Ethikregeln mussten sich die Samurai des weiteren auch in den schönen Künsten wie Gedichtkunst, Schriftkunst, Gesang, Malerei, Teezeremonie und dergleichen ausbilden.

Nijukun
Die 20 Regeln des Shotokan - Karate:
1. Karate beginnt und endet mit Respekt.
2. Im Karate macht man nicht die erste Bewegung.
3. Karate ist ein Helfer der Gerechtigkeit.
4. Erkenne dich selbst zuerst, dann den anderen.
5. Intuition ist wichtiger als Technik.
6. Lerne deinen Geist zu kontrollieren und befreie ihn dann.
7. Unglück geschieht immer durch Unachtsamkeit.
8. Glaube nicht, dass Karate nur im Dojo stattfindet.
9. Karate üben, heißt ein Leben lang zu arbeiten; darin gibt es keine Grenzen.
10. Verbinde dein alltägliches Leben mit Karate, dann wirst du myo (Leben) finden.
11. Wahres Karate ist wie heißes Wasser, das abkühlt, wenn du es nicht beständig erwärmst.
12. Denke nicht ans Gewinnen, doch denke darüber nach, wie du nicht verlierst.
13. Verändere deine Verteidigung gegenüber dem Feind.
14. Der Kampf entspricht immer deiner Fähigkeit mit keyo (unbewacht) und jitsu (bewacht) umzugehen.
15. Stelle dir deine Hand und deinen Fuß als Schwert vor.
16. Wenn du den Ort verlässt, an dem du zu Hause bist, machst du dir zahlreiche Feinde. Ein solches Verhalten lädt dir Ärger ein.
17. Anfänger müssen alle Haltungen ohne eigenes Urteil meistern, erst danach erreichen sie einen natürlichen Zustand.
18. Die Kata muss ohne Veränderung korrekt ausgeführt werden, im wirklichen Kampf gilt das Gegenteil.
19. Hart und weich, Spannung und Entspannung, langsam und schnell - alles in Verbindung mit der richtigen Atmung.
20. Erinnere dich und denke immer an kufu (Zustand der konzentrierten Aufmerksamkeit und reflektierenden Konzentration) - lebe die Vorschriften jeden Tag.
(Gichin Funakoshi, Gründer des Shotokan- Karate)

Dojokun
Im Trainingsraum, dem Dojo, einem Ort, an dem man dem Weg nachgeht, müssen nicht nur die Techniken gemeistert, sondern auch die geistige Weiterentwicklung betrieben werden. Hierzu gibt es die Dojokun , die Regeln für den Trainingsort:
Vervollkommne Deinen Charakter!
Bewahre den Weg der Aufrichtigkeit!
Entfalte den Geist der Bemühung!
Sei höflich!
Bewahre Dich vor übertriebener Leidenschaft!
(Masatoshi Nakayama, Japan Karate Association)

Das Graduierungssystem
In allen Budo- Künsten gibt es ein Gradierungssystem vom Schüler bis zum Meister. Im Karate- Do unterscheiden wir Kyu- Schülergrade und Dan- Meistergrade. Um eine neue Stufe zu erreichen, muss eine entsprechende Prüfung abgelegt werden. Gleich auf welchem Niveau man sich befindet, ist es die Aufgabe, den Ansprüchen des bereits Erreichten durch eine entsprechende Haltung gerecht zu werden, ein Beispiel für die unter ihm Stehenden zu sein und eine Herausforderung gegenüber dem nächsthöheren Fortschritt anzunehmen. Man darf auf dem Weg nicht stillstehen, sondern muss beständig voranschreiten.

Unterstufe:
9. Kyu Weißgurt Anfänger
8. Kyu Gelbgurt Anfänger
7. Kyu Orangegurt Anfänger

Mittelstufe:
6. Kyu Grüngurt Anfänger
5. Kyu Blaugurt Anfänger
4. Kyu Blaugurt Anfänger

Oberstufe:
3. Kyu Braungurt Anfänger
2. Kyu Braungurt Anfänger
1. Kyu Braungurt Anfänger

Meistergrade:
1. Dan Schwarzgurt Weg- suchender Formschüler
2. Dan Schwarzgurt Formschüler am Weganfang
3. Dan Schwarzgurt anerkannter Weg- Schüler
4. Dan Schwarzgurt technischer Experte
5. Dan Schwarzgurt Lehrer - Grad des Wissens
6. Dan Schwarzgurt Lehrer - Grad des Wissens
7. Dan Schwarzgurt Lehrer - Grad der Reife
8. Dan Schwarzgurt Lehrer - Grad der Reife
9. Dan Schwarzgurt Lehrer - Grad der Reife
10. Dan Schwarzgurt Lehrer - Grad der Reife
Eine besondere Stellung nehmen in dieser Hierarchie die Sempai ein, der 3. und 4. Dan. Der Sempai ist der ältere Schüler und ist das Bindeglied zwischen dem Meister (Sensei, Lehrer) und den jüngeren Schülern. In der Problematik des Unterrichts liegt seine Herausforderung, durch sie kann er lernen, in ihr kann er reifen. Gleichzeitig ist er der Wächter über die Tradition, über das rechte Verhalten, über den Budo- Geist und über die korrekte Einhaltung der Etikette. Er gibt sein beispielhaftes Verhalten nach unten weiter und achtet darauf, dass jeder seine rechte Haltung erkennen kann. Mehr als die Stärke der Technik ist es der reine Geist, den er in seinen Schülern schleifen muss.

Karate im TSV Selent
Im TSV Selent wird Karate seit Mai 1995 angeboten. Claus Hansson gründete die Sparte als er noch 1. Kyu Braungurt war. In den folgenden Jahren hat er viele Schüler unterrichtet, einige sind mittlerweile auch bereits Braun- oder Schwarzgurt. Er selbst hat zwischenzeitlich den 5. Dan Schwarzgurt und eine B- Prüfer- Lizenz, die ihn berechtigt im eigenen Dojo, aber auch bundesweit, Schüler- Prüfungen bis zum 1. Kyu abzunehmen.
Meister- Prüfungen werden nur von Shihan Hideo Ochi, 9. Dan, einem japanischen Großmeister, dessen Schüler Claus Hansson ist, abgenommen.
Neben dem Training in Selent nehmen die Spartenmitglieder an Wochenendlehrgängen, Oster- und Pfingstlehrgängen, Sommerlehrgängen oder Instructor- Lehrgängen teil, um ihr Wissen um das Karate- Do stetig zu verbessern. Lehrer sind in der Regel japanische Großmeister oder ihre direkten Schüler.
Wer Interesse am Karate hat, kann gerne einmal zu den Trainingsstunden bei uns hereinschauen.


Ken ist das Herz .

Das Herz bedeutet hier die Einstellung, das Richtige, das Gerechte im Leben zu tun.
Wenn sein Herz falsch ist, befindet sich der Mensch auf dem falschen Weg.
Jeder, der Karate erlernen will, muss sein Herz finden.
(Hideo Ochi, 9. DAN, Chiefinstructor des DJKB)